Die Immobilienbranche hat einen wesentlichen Einfluss auf eine nachhaltige Wirtschaft. Wie geht HIAG damit um?
Rico Müller: HIAG will eine verlässliche und gewissenhafte Geschäftspartnerin sein und ökologisch, ökonomisch sowie gesellschaftlich Mehrwert schaffen. HIAG hat sich zum Ziel gesetzt, im Bereich Nachhaltigkeit zu den Vorreitern der Branche zu zählen.
Wo steht HIAG aktuell?
Andreas Kalberer: In den letzten Monaten wurde massgeblich in das Thema Nachhaltigkeit investiert. Unter anderem wurde eine detaillierte Nachhaltigkeitsstrategie formuliert und von den zuständigen Gremien verabschiedet und der Nachhaltigkeitsbericht 2021 nach den international am weitesten verbreiteten GRI-Standards verfasst. Damit haben wir einen grossen Sprung nach vorne gemacht. Die so geschaffene Transparenz erfüllt auch ein grosses Bedürfnis unserer Anspruchsgruppen.
RM: Unsere Geschäftsphilosophie der Wiederbelebung ehemaliger Industrieareale und die langen Lebens- und Investitionszyklen unserer Immobilien bilden eine hervorragende Grundlage. Auf dieser bauen wir auf. Der Nachhaltigkeitsgedanke umfasst bei HIAG alle Geschäftsprozesse. Die komplette Organisation ist involviert und steht in der Verantwortung.
Welche Ziele hat sich HIAG in der Nachhaltigkeitsberichterstattung gesetzt?
RM: Wir haben einen professionellen Standard gesetzt, den wir als Basis für die laufende Weiterentwicklung verwenden. Der aktuelle Nachhaltigkeitsbericht legt zum ersten Mal darüber Rechenschaft ab. Verbesserungen gehen wir Schritt für Schritt an.
AK: Neu haben wir zahlreiche relevante quantitative Informationen ausgewiesen und uns messbare Ziele gesetzt. Dazu zählt auch die Ausarbeitung eines Absenkpfads für Treibhausgasemissionen. Weitere Ziele betreffen den Ausbau von HIAG Solar zur Gewinnung von Solarstrom auf eigenen Arealen, das Erstellen einer Leitlinie für ressourcenschonendes Bauen sowie die Teilnahme am GRESB-Assessment 2022.
Andreas Kalberer, Projektleiter Nachhaltigkeit
HIAG erstellt den Nachhaltigkeitsbericht in Übereinstimmung mit den GRI-Standards. Was gab den Ausschlag für die GRI-Standards?
AK: Nach einer sorgfältigen Evaluation unserer Reportingbedürfnisse sind wir zum Schluss gekommen, dass die GRI-Standards alle relevanten Aspekte unserer Nachhaltigkeitsstrategie abdecken. Die Vergleichbarkeit mit der Konkurrenz ist möglich. Der Umfang der Standards unterstützt ein pragmatisches Vorgehen.
Welche Rolle spielen die Sustainable Development Goals (SDGs) im Nachhaltigkeitsbericht von HIAG?
AK: Die SDGs sind Teil der Nachhaltigkeitsstrategie von HIAG. Sie sind inhaltlich in unserer Philosophie verankert und werden in der Berichterstattung vertieft.
Wie berücksichtigt HIAG die Empfehlungen der Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD)?
RM: Die TCFD-Empfehlungen sind aktuell nicht Teil unserer Berichterstattung. Implizit erfüllen wir aber bereits viele Teilelemente, wie zum Beispiel die Verankerung der Nachhaltigkeit in der Strategie 2025 oder die Aufnahme von Nachhaltigkeitsaspekten im Risikomanagement.
Was waren die grössten Herausforderungen bei der Erstellung des aktuellen Nachhaltigkeitsberichts?
AK: Die Datenerhebung. Die Ausarbeitung der Nachhaltigkeitsstrategie. Die Auswahl der Inhalte in einem stark fragmentierten Umfeld mit vielen Standards und unterschiedlichen Markterwartungen.
RM: Die unterschiedliche Erwartungshaltung erleben wir auch in Gesprächen mit Analysten und Investoren. Es gilt, bestmöglich Transparenz über unser Wirken und unsere Ergebnisse zu schaffen und damit das Verständnis für das Geschäftsmodell von HIAG zu schärfen. Dazu gehören auch die Vermeidung grauer Energie durch den Erhalt und die Umnutzung bestehender Bausubstanz sowie die fachgerechte Entsorgung von Schadstoffen und Altlasten, die uns die ehemals industriellen Nutzer hinterlassen haben.
Rico Müller, CFO
Woran soll die Nachhaltigkeitsarbeit von HIAG gemessen werden?
RM: Mit der für das Jahr 2022 geplanten erstmaligen Teilnahme am Global Real Estate Sustainability Benchmark (GRESB) setzen wir die Transparenz im Nachhaltigkeitsbereich konsequent fort. Über die Bewertung von GRESB ermöglichen wir mehr als 140 institutionellen Anlegern direkten Zugang zu unseren Nachhaltigkeitsdaten. Auch das Nachhaltigkeitsrating von Inrate ist für HIAG wichtig.
In welcher Form sind die Anspruchsgruppen, insbesondere die Mieter, in das Nachhaltigkeitsmanagement von HIAG eingebettet?
AK: Wir pflegen einen engen Dialog mit allen Anspruchsgruppen und erarbeiten gemeinsam Lösungen. Weiter haben wir mit einem spezifischen «Verhaltenskodex für Geschäftspartner und deren Subunternehmen» eine zentrale Lücke beim Einbezug unserer Partner geschlossen.
Haben die Nachhaltigkeitsziele einen Einfluss auf die Vergütung der Geschäftsleitung von HIAG?
RM: Bereits im Jahr 2021 wurden Nachhaltigkeitskriterien bei der Festlegung der variablen Vergütung des CEO angewendet. Für das Jahr 2022 wird dieser Ansatz verfeinert und auch bei der Bestimmung der variablen Vergütung des CFO berücksichtigt.
Was wünschen Sie sich bezüglich der künftigen Entwicklung für die Nachhaltigkeitsberichterstattung?
RM: Mehr Verständnis für das unternehmerische Wirken sowie qualitative Informationen und weniger Standardvorgehen nach Checklisten.
AK: Ich wünsche mir, dass die Anforderungen vereinheitlicht und damit die Ratings transparenter und aussagekräftiger werden.